Thomas J. Caduff veranstaltet in der Schweiz und in Deutschland Experten-Lunches. Auf seiner Webplattform führt er pro Jahr über 150 Interviews mit Fonds- und ETF-Spezialisten. Was steckt dahinter? Nachgefragt.
Herr Caduff, Sie sind Betreiber der Plattform Fundplat. Was bieten Sie den Investoren auf Ihrer Internetseite?
Unser Portal ist für die Fonds- und ETF-Branche in der Schweiz und in Deutschland geschaffen. Das Augenfälligste sind bestimmt die Interviews, wovon wir über 150 im Jahr machen.
Sie organisieren in Zürich wie auch in Deutschland Experten-Lunches. Was ist die Idee dahinter und für wen sind diese Lunches angedacht?
An den Experten-Lunches in Zürich sowie in Deutschland (Frankfurt am Main, Hamburg und München) treffen sich Sell- und Buy-Side-Spezialisten sowie Dienstleister aus der Welt der Fonds und ETF. Wichtig: Es sind keine Verkaufsveranstaltungen. Das Netzwerken steht im Zentrum, also der Augenkontakt und der Handschlag.
In unserer von Technologie getriebenen Welt wird der zwischenmenschliche Kontakt – somit die Soft-Faktoren – immer wichtiger. Denn eine Vielzahl der Fonds und ETF sind problemlos austauschbar.
Sie konzentrieren sich also ganz auf das B2B-Segment. Haben Sie für Privatanleger ebenso Dienstleistungen im Angebot?
Nein, keine einzige.
Haben Sie Ausbauschritte? Dürfen wir in Ihr Nähkästchen schauen?
Wir halten ständig Ausschau nach sinnvollen Kooperationen, um Mehrwert zu schaffen. Die Basis unserer Arbeit sind jedoch die Experten, welche uns dies alles finanziell ermöglichen. Wir freuen uns über jeden Neuzugang.
Sie waren früher Banker und Vermögensverwalter, jetzt Medienschaffender, warum wählten Sie den Weg in die Selbständigkeit und dazu noch in eine neue Branche?
Ich bin seit 26 Jahren selbständig. Als vor einigen Jahren der Siegeszug der ETF begann, entschied ich mich, das klassische Vermögensverwaltungsgeschäft zu verkaufen und ins Mediengeschäft für ETF einzusteigen. Fonds kamen vor rund zwei Jahren hinzu. Im Nachhinein war dieser Entschluss goldrichtig und er macht mich jeden Tag glücklich.
War der Schritt in die Selbständigkeit einfach?
Selbstständig sein ist nie einfach. Weder am Beginn noch danach. Es braucht viel Disziplin und man muss bereit sein, auf einiges zu verzichten. Zum Glück habe ich eine verständnisvolle Frau. In den letzten drei Jahren gab es beispielsweise keine gemeinsamen Ferien.
Wie hat sich Ihr Netzwerk in den letzten Jahren entwickelt?
Bis vor rund einem Jahr war es ziemlich überblickbar. Seit unser Portal Fundplat heisst, vergeht kein Tag ohne neue Kontakte. Ich reiche an den Experten-Lunches zwischen 800 und 900 Leuten im Jahr die Hand, und wir haben mehrere tausend Newsletter-Abonnenten. Da kommt also einiges zusammen.
Sie kennen sozusagen die ganze Welt der Fonds- und ETF-Anbieter und unzählige Vermögensverwalter. Wo drückt der Schuh denn bei den Anbietern – was hören Sie?
Wer seinen Kunden hinsichtlich Performance und Service keinen Mehrwert bieten kann, hat einen ganz schweren Stand. Ich denke, das ist in jeder Branche so.
Vermögensverwalter zu sein ist heute nicht ganz einfach. Bestätigen dies Ihre Experten ebenso?
Das ist ein ganz schwieriger Beruf geworden. Ich habe Hochachtung vor jeder Person, die das mit Erfolg und Freude macht.
In der Schweiz haben wir über 8000 Fonds und seit ein paar Tagen 1000 ETF. Haben Sie den Überblick und was empfehlen Sie einem Investor, damit er nicht zu einem Rohrkrepierer greift?
Ich kenne die wichtigsten Anbieter im Fonds- und ETF-Geschäft. Es wäre schön, noch mehr Boutique-Adressen kennenzulernen. Im Detail weiss ich nur über eine begrenzte Anzahl von Produkten Bescheid. Zu Ihrer zweiten Frage: Ich glaube nicht, dass ein Privatanleger heute noch ohne Berater auskommt. Es ist alles so schnell und komplex geworden. Wenn man gesunde und schöne Zähne haben will, geht man ja auch zum Zahnarzt und repariert sie nicht selbst.
Thomas J. Caduff hat die Leitung des Teams von fundplat.com inne, eine B2B-Medien- und Event-Plattform für die Welt der Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) mit Abdeckung Schweiz und Deutschland. Er gründete 1989 die ICN Trust Finance in Zürich und ist deren Geschäftsführer. Davor arbeitete Caduff bei der Bank Vontobel, beim Börsenkommissariat des Kantons Zürich, bei der Credit Suisse und bei der UBS.