Der Tracking Error spielt bei der ETF-Selektion eine wichtige Rolle. Doch die Kennzahl wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst.
Das Produktversprechen von ETF lautet: die Entwicklung des Basiswerts wird möglichst exakt und kostengünstig repliziert. Mass dafür ist neben der Performancebetrachtung die Replikationsgüte respektive der Tracking Error. Er beschreibt die Standardabweichung der Rendite eines ETF zu seinem Basiswert. In die Berechnung fliessen sowohl negative als auch positive Abweichungen vom Mittelwert der Renditedifferenz ein. Die positiven Abweichungen werden meist unkritisch gesehen, da sie einen Vorteil implizieren.
Deshalb bietet sich für die Messung der Replikationsgüte die Nutzung des Downside Tracking Errors an. Geben Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) den Tracking Error von ETF an, ist zu beachten, dass die Ergebnisse nicht unbedingt vergleichbar sind. Je nach Methode können unterschiedlich lange Betrachtungszeiträume einfliessen und der Tracking Error verschieden skaliert werden. Die häufigsten Gründe für die Entstehung eines Tracking Errors sind:
Replikationsstrategie: ETF können die Replikation des Basiswerts mit unterschiedlichen Strategien umsetzen. Bei der physischen Replikation entstehen Abweichungen vor allem durch Transaktionskosten, die für den Erwerb der Anteile anfallen. Ist es darüber hinaus nicht möglich, alle im Index enthaltenen Wertpapiere zu erwerben (beispielsweise aufgrund der Vielzahl an Indexmitgliedern) spricht man von Sampling-Strategie. Hier entstehen Abweichungen, wenn die repräsentative Auswahl (Sample) keine hundertprozentige Korrelation zum Index aufweist. Bei der synthetischen Replikation können neben Transaktionskosten auch Kosten für den Swap anfallen und eine Abweichung verursachen.
Gebühren und Steuern: Innerhalb des ETF anfallende Gebühren wie Managementkosten werden auf täglicher Basis berechnet und dem ETF belastet. Neben Gebühren können beim Kauf weitere Kosten wie z.B. Stempelsteuern entstehen und zu Abweichungen führen.
Indexanpassung: Bei physischen ETF müssen bei Indexanpassungen ausscheidende Mitglieder verkauft und neue gekauft werden. Daraus können sowohl Erträge als auch Verluste resultieren.
Wertpapierleihe: ETF können mittels Wertpapierleihe Zusatzerträge generieren. Dabei verleiht der ETF die im Portfolio befindlichen Wertpapiere- an Dritte und erhält im Gegenzug eine Gebühr. Übliche Wertpapierleihgebühren bewegen sich bei etwa zehn Basispunkten pro Jahr.
Dividendenzahlungen: Je nach Domizil der KVG und der verwendeten Indexberechnungsmethode (Performance- oder Kursindex) des Basiswerts können bei gleichen ETF bei den Dividendenzahlungen Abweichungen entstehen. Denn auf Fonds-ebene fliessen dem ETF die gezahlten Dividenden gegebenenfalls in anderer Höhe zu, als sie bei der Indexberechnung berücksichtigt wurden.
Cash Drag: Als Cash Drag wird eine Abweichung zwischen ETF und Referenzindex aufgrund von Bargeldbeständen im Fonds bezeichnet. ETF halten unter Umständen Bargeldbestände, zum Beispiel aus Dividenden, die zeitverzögert reinves-tiert werden und sowohl zu positiven als auch negativen Abweichungen führen können.
Festzuhalten bleibt, dass der Tracking Error von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, die aus der Konstruktion des Instruments und externen Umständen herrühren. Dies muss bei der Heranziehung dieser Kennzahl beachtet werden.