Smart-Beta-Produkte versuchen das Rendite-Risiko-Profil zu verbessern. Roland Fischer von Lyxor wirft einen Blick hinter die Kulissen der Innovationen.
Text: Barbara KalhammerSmart Beta ist derzeit in aller Munde. Was steckt dahinter?
Aktive Anlagefonds versuchen, ihren Vergleichsindex zu schlagen – das sind Alpha-Produkte. Passive Anlagefonds wollen einen Indexverlauf abbilden, sind also Beta-Produkte. Smart-Beta-Produkte liegen dazwischen: Mit einer anderen Gewichtung gegenüber dem marktkapitalisierten Index soll dessen Rendite-Risiko-Profil verbessert werden.
Wie erfolgreich sind die Smart-Beta-Lösungen bei der Senkung der Volatilität?
Zu Beginn der Finanzkrise wurden Smart-Beta-ETF mit einem klaren Ziel gekauft: Sie sollten die Performance von marktkapitalisierten Indizes erreichen oder schlagen und gleichzeitig die Volatilität reduzieren. Der Ansatz war sehr erfolgreich. Die Nachfrage nach Smart-Beta-Strategien stieg rasant. Der Nachteil des Erfolgs ist, dass im Bereich der Volatilität ein sehr standardisierter Typ von Smart-Beta-Lösungen angeboten wird. Institutionelle verlangen fast durchwegs eine Reduktion der Volatilität um 30 Prozent.
Was hat das für Folgen?
Bei Smart Beta bekommen Anleger, wie anderswo in der Finanzwelt, nichts geschenkt. Die Volatilität kann nur zu Lasten einer anderen Variablen wie Diversifikation, Tracking Error, Liquidität oder Performance entscheidend reduziert werden. Deshalb ist es wichtig, die möglichen Auswirkungen der verlangten Senkung der Volatilität auf das Gesamtportfolio genau zu analysieren.
Können Sie dieses Vorgehen konkreter ausführen?
Natürlich. Simulationen zeigen, dass die Verringerung der Portfolio-Volatilität um zehn Prozent die Tracking-Error-Volatilität gegenüber dem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index durchschnittlich um 3,5 Prozent erhöht. Wer eine 30-prozentige Volatilitätsverminderung anstrebt, muss somit eine Tracking-Error-Volatilität von über zehn Prozent akzeptieren. Das mag in einer Krise oder in einem Bärenmarkt gerechtfertigt sein. Über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg macht es keinen Sinn.
Was ist die bestmögliche Lösung?
Der Anlageerfolg kann an der Sharpe-Ratio oder der Reward-to-Variability-Ratio gemessen werden, also der Überrendite gegenüber dem risikofreien Zinssatz in Abhängigkeit des Risikos. Langfristig ist es mit einer minimalen Risikobereitschaft unmöglich, die risikolose Geldanlage zu schlagen. Gemäss unseren Simulationen führt eine angestrebte Verringerung der Portfoliovolatilität um 15 Prozent zu einer optimalen Sharpe-Ratio. Will jemand die Information-Ratio optimieren, die Überschussrendite im Verhältnis zum Tracking Error, sollte die Volatilität nochmals fünf Prozent niedriger sein. Allgemein gilt aufgrund der Simulationen, dass das ideale Volatilitätsreduktionsziel je nach Marktbedingungen zwischen fünf und 20 Prozent liegen kann.
Ihre Schlussfolgerung?
Aus taktischer Sicht hängt der Erfolg einer Smart-Beta-Strategie von der Marktkonstellation ab. In einem Bärenmarkt muss die Volatilität des Portfolios reduziert werden, um das Beta des Portfolios zu begrenzen. Allerdings geht in einem Bullenmarkt durch diese Reduzierung der Portfoliovolatilität ein Teil der Marktperformance verloren. Darum müssen Investoren kurzfristig Anpassungen vornehmen, wenn sie den grösstmöglichen Nutzen aus Smart Beta ziehen wollen. Aus diesem Grund könnte der nächste Schritt im Smart-Beta-ETF-Bereich darin liegen, die Volatilitätsziele mittels eingebauter Market-Timing-Strategien an die jeweiligen Marktbedingungen anzupassen.