ETF Anbieter haben verschiedene Möglichkeiten um einen Index abzubilden. Bei der synthetischen Replikationsform gehen Anleger jedoch ein Gegenparteirisiko ein. Im Gespräch Christian Gast, Leiter iShares Schweiz.
Text: Barbara KalhammerDer Trend geht klar in Richtung swapbasierter Replikation. Verlieren ETF ihren Ursprung?
Swap-Konstruktionen sind schlicht eine andere Methode, einen Index abzubilden. Sie sind grundsätzlich weder besser noch schlechter als eine Abbildung über Full Replication. Wichtig ist es, die Unterschiede aufzuzeigen. Denn ein einfaches Schwarz oder Weiss gibt es hinsichtlich Transparenz, Genauigkeit der Abbildung und steuerlichen Vorteilen nicht. Was uns eher Sorgebereitet ist die Tatsache, dass das ETF-Angebot immer komplexer wird. Strukturen werden in ETF verpackt, ohne dass dabei die grundlegenden Eigenschaften eines ETF erfüllt werden. Diesen Trend sehen wir sehr kritisch, denn wir riskieren damit einen unübersichtlichen Markt und letztendlich enttäuschte Anleger. Für diese zählen vor allem Klarheit und Verständlichkeit der Produkte.
Auch die letzten Anbieter, die auf physische Abbildung der Indizes setzten, wie iShares, mussten sich beugen. Warum?
Das ist kein Strategiewechsel. Wir setzen weiterhin überwiegend auf vollreplizierende ETF. Swapbasierte ETF bieten wir weiterhin nur für Benchmarks an, die effizienter mittels Swaps darstellbar sind – wie beispielsweise bestimmte Schwellenländer – oder die ausschliesslich über Swaps darstellbar sind. Investoren wollen immer mehr Anlageklassen und Märkte in ihr Portfolio aufnehmen. Hierbei erwarten sie hinsichtlich Sicherheit, Liquidität, günstigen Kosten und Transparenz die gleichen Standards, die sie an physischen ETF in den vergangenen Jahren schätzen gelernt haben.
Viele Emerging Markets und alternative Anlageklassen lassen sich jedoch nur über swapbasierte Modelle effizient abbilden, da die zugrunde liegenden Wertpapiere nicht liquide genug sind. Mit unserem neuen swapbasierten Modell versuchen wir, die Vorteile einer physischen Abbildung, wie Ausschluss von Gegenparteirisiken und vor allem eine hohe Transparenz, soweit wie möglich auf synthetische ETF zu übertragen.
Denn Investoren haben sich nicht zuletzt seit der Finanzkrise an den, wenn auch limitierten, Kreditrisiken und der mangelnden Transparenz bei herkömmlichen synthetischen ETF gestört. Die neuen swapbasierten Produkte werden Investoren Emerging Markets und Alternative Anlageklassen mit nahezu den gleichen Vorteilen, wie sie physische ETF bieten, zugänglich machen.
Welche Gefahren birgt die Entwicklung hin zu mehr synthetisch replizierten ETF?
Solange die Grundphilosophie des Produktes, und hier insbesondere die Transparenz, gewährleistet sind, sind mit mehr synthetischen ETF per se keine Gefahren verbunden. Das ist allerdings bei weitem nicht immer der Fall.
Wann macht es für Anleger Sinn, swapbasierte ETF einzusetzen?
Wir glauben, dass die physische Abbildung unverändert die effektivste Möglichkeit ist, um in die wichtigsten Anlageklassen zu investieren. Physische ETF werden daher unsere bevorzugte Option bei der Auflage neuer Produkte bleiben. Swapbasierte Produkte sind aus unserer Sicht vorrangig für Märkte und Anlageklassen sinnvoll, die sich physisch nicht effizient entsprechend der Vorgaben der europäischen Investmentrichtlinie UCITS III abbilden lassen oder keine ausreichende Liquidität aufweisen.
Wie können die Produkte ausreichend Transparenz gewährleisten?
Der Anleger soll jederzeit nachvollziehen können, wie das Produkt funktioniert und welche Titel es enthält. Wir haben daher den hohen Transparenzstandard unserer physischen ETF auf unsere swapbasierten Produkte übertragen.
Welchen Weg hat iShares gefunden, um das Gegenparteirisiko zu reduzieren und Transparenz zu wahren?
Wir haben das Kontrahentenrisiko über mehrere Swap-Partner diversifiziert und damit das Ausfallrisiko bei einzelnen Banken reduziert. Da in unserem Modell die einzelnen Institute konkurrieren, profitieren die Anleger zudem von günstigen Wettbewerbspreisen für die einzelnen Swap-Vereinbarungen.
Wichtiger noch: Alle Swap-Vereinbarungen werden je nach hinterlegter Sicherheit mit bis zu 20 Prozent übersichert. Als Sicherheiten werden beispielsweiseliquide Aktien und Staatsanleihen akzeptiert.
Das Kontrahentenrisiko lässt sich so weiter vermindern. Indem Anleger die Zusammensetzung der hinterlegten Sicherheiten, die Indexpositionen sowie die Swap-Gebühren und die gesamten Swap-Positionen täglich aktualisiert auf der iShares-Website verfolgen können, bieten synthetische ETF ein im Markt führendes Transparenzniveau. Ähnlich wie bei den physischen iShares-ETF erhalten Anleger börsenaktuell alle relevanten Informationen.
Dr. Christian Gast, Leiter iShares Schweiz