Krypto-Assets sind die erfolgreichste Anlageklasse der letzten Jahre. Trotzdem scheiden sich die Geister: Für die einen gehören Kryptos in ein diversifiziertes Depot, andere stempeln sie als volatilie Spielerei ab. Für beide Anlegertypen hat der Markt einiges zu bieten.
Text: Rino BoriniIn den letzten zehn Jahren konnte keine Anlageklasse stärker zulegen als Krypto-Assets. Exemplarisch lässt sich dies an der Kursentwicklung der Mutter aller Kryptowährung zeigen: Bitcoin legte in den letzten fünf Jahren über 4’743 Prozent zu. Im Vergleich stieg der Goldpreis pro Unze um 64 Prozent, der liquideste Aktienmarkt der Welt, der S&P 500, um 75 Prozent.
Doch Bitcoin gehörte nicht immer zu den Krypto-Gewinnern. In den letzten zwölf Monaten stieg der Bitcoin-Kurs gerade mal knapp sechs Prozent, Ethereum legte hingegen 95 Prozent an Wert zu. Da sich nicht alle Krypto-Assets im Gleichschritt bewegen, gilt dieselbe Devise wie bei Aktien: nicht alle Eier in einen Korb legen. Diversifikation ist, gerade bei dieser immer noch jungen Anlageklasse, elementar.
Anlageklassen im Vergleich
Definition Krypto-Assets?
Doch was sind Krypto-Assets genau? Eine Legaldefinition des Begriffes existiert weder auf internationaler noch auf nationaler Ebene. Das Financial Stability Board (FSB) definiert Krypto-Assets als Vermögenswerte, die vor allem von der Kryptographie und Distributed-Ledger-Technologie (DLT) als Teil des ihnen zugesprochenen oder innewohnenden Wertes abhängen.
Aber innerhalb der Krypto-Anlagewelt gibt es entscheidende Differenzierungen, die Produkte unterscheiden sich beispielsweise bezüglich Anliegen, Ausgestaltung und Funktion. Der digitale Repräsentant eines Wertes wird wie erwähnt auf einer Blockchain gehandelt und kann zum Zweck der Zahlung (Zahlungsfunktion), Nutzung (Nutzungsfunktion) oder Investition (Investitionsfunktion) verwendet werden. Somit können Krypto-Assets sowohl digitale Tokens wie auch Kryptowährungen sein.
Auf CoinMarketCap werden derzeit über 7000 unterschiedliche Coins mit einer totalen Marktkapitalisierung von rund 350 Milliarden Dollar aufgeführt. Die meisten weisen einen sehr geringen Marktanteil auf und werden auch kaum gehandelt. Die fünf grössten Kryptowährungen (Bitcoin, Ethereum, Ripple, Tether, Chainlink) vereinen knapp 80 Prozent des gesamten Marktvolumens.
Für Investoren ist es ziemlich schwierig, sich in diesem Universum zurechtfinden. Denn genau wie eine Aktie analysiert wird, muss auch ein Coin richtig verstanden (Funktion, Zweck) und seine Überlebenschance hinterfragt werden. Denn einige Experten gehen davon aus, dass über 90 Prozent der derzeit auf CoinMarketCap aufgeführten Kryptowährungen verschwinden werden.
Wie in Krypto investieren?
Trotz dieser Herausforderungen können Krypto-Assets im Portfoliokontext interessante Diversifikationsvorteile generieren. Investoren müssen sich jedoch der höheren Volatilität bewusst sein. Wobei eine höhere Schwankungsbreite immer auch Renditepotenzial nach oben bietet.
Grundsätzlich haben Anleger zwei Möglichkeiten um in Kryptos zu investieren. Entweder sie kaufen über eine spezialisierte Krypto-Börse eine entsprechende Währung und verwalten sie selbständig, beispielsweise in einem Hardware-Wallet. Dabei handelt es sich um einen externen Speicher, vergleichbar mit einem USB-Stick, auf dem der Private Key (der Zugangsschlüssel zu den Krypto-Assets) gespeichert wird. Bei dieser Aufbewahrungsvariante trägt der Eigentümer die volle Verantwortung (Unsere Seminarreihe erklärt auf eine einfache Art und Weise den Umgang mit Bitcoin & Co.: Bitcoin verstehen)
Vielen Anlegern ist dieser Weg zu kompliziert oder ihnen fehlt schlicht das nötige Wissen im Umgang mit Kryptos. Die Alternative sind traditionelle Finanzprodukte, die in einem regulierten Umfeld gehandelt werden. Letzteres ist vor allem für professionelle Anleger wichtig. Hier können die Investoren auf die altbewährten Vorteile zugreifen: Zum Beispiel auf die ISIN. Sie ermöglicht den einfachen Kauf und Verkauf über eine Börse oder über eine Bank und das Krypto-Produkt kann damit auch im Vermögensauszug dargestellt werden.
Schweizer Börse weltweit führend
An der Schweizer Börse ist inzwischen ein breites Angebot an Exchange Traded Products (ETP) und strukturierten Produkte herangewachsen. Damit nimmt die SIX eine weltweit führende Stellung als regulierter Marktplatz für den Handel von Produkten ein, die auf Kryptowährungen basieren.
Der grösste Anbieter von auf Kryptos basierenden ETP ist 21Shares. Das in Zürich domizilierte Unternehmen bietet nicht nur verschiedene Kryptowährungen in einer ETP-Verpackung an, sondern bildet zudem ein gutes halbes Dutzend Krypto-Indizes ab. Im ersten Halbjahr stand vor allem der 21Shares Crypto Basket (Symbol: HODL) weit oben in der Anlegergunst. Der Index besteht aus den fünf grössten Kryptowährungen, die nach Marktkapitalisierung gewichtet werden – und bietet Anlegern bereits eine gewisse Diversifikation. Im Index enthalten sind derzeit Bitcoin, Bitcoin Cash, Ethereum, Ripple und Litecoin. Kryptos sind nicht nur eine sehr junge Anlageklasse, sondern auch äusserst schnelllebig. So haben beispielsweise Tether und Chainlink den Bitcoin Cash und Litecoin – in Bezug auf Marktkapitalisierung – bereits überholt. Der 21Shares Crypto Basket wird deswegen jährlich überprüft und den neuen Gegebenheiten angepasst.
In der Welt der strukturierten Produkte ist die Vielfalt nicht minder gross, Bank Vontobel und Leonteq bieten unterschiedliche Produkte an. Die meisten sind – analog zu den ETP – einfache Tracker-Zertifikate ohne Endverfall. Leonteq hat ein Zertifikat herausgegeben, das die von Swissquote entwickelte Active Multi Crypto 2.0 Index Strategie abbildet. Diese Anlagestrategie konzentriert sich auf die liquidesten Krypto-Assets. Neue Tokens werden aufgenommen, sobald sie zum Handel zugelassen sind und entsprechend der Strategie reinpassen. Ein Ziel dieser Strategie ist unter anderem das Ausnutzen der Volatilität der Kryptowährungen. Das Produkt legte in diesem Jahr 15 Prozent zu.
Asymmetrischem Risikoprofile
Leonteq hat Ende Juni zudem als erster Emittent Reverse Convertibles lanciert, die zum Laufzeitende einen garantierten Coupon auszahlen. Die Rückzahlung des eingesetzten Betrages hängt vom Schlusstand des Bitcoins beim Ende der Laufzeit ab: Schliesst der Bitcoin auf oder über dem definierten Ausübungspreis, erhält der Anleger das Nominal zurück. Handelt der Basiswert am Laufzeitende unterhalb des jeweiligen Ausübungspreises, richtet sich die Rückzahlung nach der Kursentwicklung des Basiswerts. Diese Instrumente eignen sich für kurzfristig orientierte Anleger, die eher von einer Seitwärtsbewegung des Bitcoin-Kurses ausgehen.
Für Anleger, die den raschen Gewinn (oder Verlust) suchen, hat Vontobel Mini-Futures auf Kryptowährungen an der Börse kotiert. Diese Produkte sind mit einem Hebeleffekt ausgestattet, sodass Investoren bereits mit tiefem Einsatz an der überproportionalen Kursentwicklung des Basiswerts partizipieren können. Aber Achtung: Der Hebeleffekt spielt auch in die andere Richtung: Sobald das bei Emission definierte Stopp-Loss-Level erreicht wird, verfällt das Produkt sofort – und nur ein kleiner Restbetrag wird ausgezahlt.
Inzwischen gibt es in der Schweiz einzelne Fondsvehikel, die Kryptos entweder nach einem passivem oder einem aktivem Ansatz Kryptos verwalten. Insbesondere das aktive Management kann sich lohnen, da der Markt noch sehr jung ist. Désirée Velleuer, Mitgründerin des Krypto-Fonds-Verwalters Crypto Consulting AG hält fest: «Professionelles Management ist auf jeden Fall elementar wichtig, insbesondere auch ein aktives Management. In einer neuen Anlageklasse sind die Veränderungen rasant schnell und man muss neue Daten auswerten um sich entsprechend zu positionieren».
Egal ob nun direkt oder indirektes Investieren, über ETP oder Fonds, der Anleger hat bereits eine attraktive Auswahl, auf die er zugreifen kann.