Währungsrevolution – SNB Mindestkursentscheid

Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat überraschend den Euro-Mindestkurz aufgehoben. Alle Anleger wurden dabei auf dem falschen Fuss erfasst. Insbesondere diejenigen, die hohe Europositionen im Depot aufweisen. Die Zeit ist reif für währungsgesicherte ETF.

Text: Rino Borini

Die Schweizer Nationalbank (SNB) zog an der Reissleine und hat überraschend den Euro-Mindestkurs von 1.20 aufgehoben. Das war ein mutiger und selbstbewusster Entscheid. Ein möglicher Grund für diesen Schritt könnte eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik innerhalb der Eurozone sein. Über die mittel- und langfristigen Auswirkungen kann derzeit nur spekuliert werden. Sicher ist aber, dass der Zeitpunkt, mitten zur Börsenzeit, definitiv falsch war.

Der Entscheid der SNB war sicher der radikalste in der jüngsten Vergangenheit, dennoch nicht der Erste. Denn auch die Eingriffe anderer Notenbanken in den letzten Jahren wie die quantitative Lockerung (quantitative easing, QE) in den Vereinigten Staaten oder die politischen Reformen in Japan hatten Auswirkungen auf die Devisenmärkte und auf die Anlagerenditen.

Durch die hohen Anspannungen an den internationalen Finanzmärkten – ausgelöst durch geopolitische Verwerfungen wie in Russland – sind Wechselkurse grösseren Schwankungen ausgesetzt: Staaten mit Währungen mit vergleichsweise hohen Zinsen werten dann häufig stark und abrupt ab, bei Niedrigzinswährungen ist das Gegenteil zu beobachten.

Blutbad in den Depots

Die Auswirkungen nachdem die SNB den Euro-Mindestkurs ad acta gelegt hat, sind in den meisten Depots spürbar. Die Portfolios vieler Anleger, die in europäische Aktien oder Obligationen investiert sind, gleichen einem Blutbad. Es gilt also die Flexibilität zu wahren und Währungsrisiken zu begrenzen, sofern- diese nicht mit dem Anlageziel verbunden sind. Währungskapriolen führen zu starken Schwankungen der Renditen und vielfach zu Werteinbussen.

Die Finanzbranche bietet schon seit vielen Jahren Produkte an, die eine integrierte Währungsabsicherung beinhalten. Denn auch die Wissenschaft streitet sich über Sinn und Unsinn von Fremdwährungen im Portfolio. Ob durch das Halten von Fremdwährungen eine Zusatzrendite erwartet werden kann, ist nicht geklärt. Sicher ist: Global betrachtet addieren sich die Gewinne und Verluste auf, es ist ein Nullsummenspiel.

Falls eine Risikoprämie auf das Halten von Währungen tatsächlich existiert, muss folglich ein anderer Investor bereit sein, diese Prämie zu bezahlen. Und letztlich gilt: Risiken, die keine Entschädigung erwarten lassen, sollten vermieden werden.

Auch die ETF-Branche hat in den letzten zwei Jahren eine Vielzahl von währungsgesicherten ETF an die Börse gebracht. Für einen Anleger sind diese Indexfonds ein ideales Instrument, um Fremdwährungsrisiken zu eliminieren (Hintergründe und Funktion von Hedged-ETF im Detail).

Inzwischen sind sogenannte Core-Märkte, wie S&P-500, MSCI EMU, MSCI Japan, MSCI World aber auch Gold und Silber, mit integrierter Währungsabsicherung mittels ETF investierbar. iShares wie auch die UBS haben derzeit das grösste Angebot an solchen börsengehandelten Indexfonds. Dennoch ist das Angebot noch viel zu gering. Die Branche muss hier den Hebel ansetzen und verstärkt Hedged-ETF (in Franken) anbieten.


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