Wandelanleihen sind besonders in turbulenten Marktphasen beliebt. Zurecht, wie Bernhard Wenger, Leiter von SPDR ETF in der Schweiz, im Interview erklärt.
Text: Barbara KalhammerWandelanleihen sind besonders in turbulenteren Marktphasen beliebt. Was zeichnet die Produkte aus?
Wandelanleihen sind aus verschiedenen Gründen begehrt. In der Vergangenheit haben sie in absoluter und relativer Hinsicht in Markterholungsphasen und stürmischen Zeiten gut funktioniert. Sie erlauben den Anlegern bei einem rückkehrenden Vertrauen in die Aktienmärkte zu profitieren, während gegen unten durch die im Produkt enthaltene Anleihenkomponente ein Boden existiert. Gleichzeitig wird das Produkt aufgrund der höheren Volatilität besser bewertet.
Wo liegt der Vorteil in volatilen Märkten?
Wir haben alle miterlebt, wie schnell fragile Märkte volatil werden können, sei es durch einen einzigen schlechten Datenpunkt oder durch ein negatives Ereignis in der Realität. Wandelanleihen bieten die Möglichkeit, sich teilweise gegen eine Abwärtsbewegung abzusichern, sollte sich der Trend nach unten vergrössern, oder aber um positive Renditen zu erzielen, wenn sich die Märkte wieder erholen.
Wie entwickeln sie sich bei tiefen Zinsen?
Das ideale Umfeld für unsere ETF sind sinkende Zinssätze und steigende Aktienmärkte. Wir sind aus Wachstumssicht immer noch sehr stark in einem «Tiefer-für-länger»-Umfeld. Es wird weiterhin eine lockere Geldpolitik betrieben.
Wie sieht es mit steigenden Zinsen aus?
Seit die Fed im letzten Dezember die Zinssätze erhöht hat, ist die Zinsempfindlichkeit nicht massiv angestiegen. Es gab eine allgemeine und nur schwache Fristenverlängerung. Unser SPDR Thomson Reuters Global Convertible Bond UCITS ETF ist für ein sich normalisierendes Umfeld gut positioniert, da man mit der Wandeloption von einer Aufwertung der Aktien profitieren kann, während man gleichzeitig auf der Durationseite abgesichert ist. Dieses Szenario ist gut für die hybride Welt.
Welche Risiken sollten bei Convertible-ETF berücksichtigt werden?
Anleihen weisen in der Regel ein tieferes kurzfristiges Risiko und eine geringere Volatilität auf als Aktien, aber sie beinhalten ein Zinsrisiko. Wenn also die Zinsen steigen, fallen üblicherweise die Anleihenwerte. Zudem gibt es ein Emittenten-Ausfall- und Kreditrisiko beziehungsweise ein Liquiditäts- und Inflationsrisiko.
Besonders bei Bonds ist die Liquidität derzeit ein grosses Thema. Wie sieht es diesbezüglich aus?
Der Wandelanleihenmarkt ist relativ klein und kann illiquide sein. Jedoch sind Bedenken um die Liquidität von Anleihen übertrieben. Es stimmt, dass die Liquidität einzelner Anleihen seit der Finanzkrise gesunken ist. Wenn man aber spezifisch ETF anschaut, ist die institutionelle Nachfrage nach Fixed Income ETF exponentiell gestiegen. Durch gestiegene Zuflüsse steigt auch die Liquidität des ETF-Sekundärmarkts. Einige Studien beziffern den Anstieg der ETF-Liquidität im gleichen Zeitraum auf 400 Prozent.
Wie kann ein solches Produkt sinnvoll ins Portfolio integriert werden?
Wandelanleihen können als ideale Ergänzung traditioneller Aktien- und Anleihenbestände gesehen werden. Ihre Diversifikationscharakteristiken und das inhärente Potenzial für höhere risikobereinigte Renditen sind besonders im derzeitigen Marktumfeld attraktiv.