Was die Zukunft bewegt

Die Welt ändert sich derart schnell, dass traditionelle Anlageportfolios kaum mithalten können. Das sorgt nicht nur für wirklichkeitsfremde Portfolios, sondern schafft bedeutende Anlagerisiken. Das geht auch anders, sagt Reto Ringger von der Globalance Bank.

Text: Pascal Hügli

Wir leben in einer Welt des exponentiellen Wachstums. Was in Charts einem Hockeyschläger oder einem schiefen «J» gleicht, spiegelt sich im globalen Handel, der weltweiten Mobilität oder der erdumspannenden Internet-Ausbreitung wider. Das Resultat: Es geht uns heute materiell und existenziell betrachtet immer besser, wobei dieses Wachstum eben exponentiell erfolgte. Satte 97 Prozent des globalen Wohlstandes wurden in den letzten beiden Jahrhunderten erzielt.

Gleichzeitig hat sich aber auch der globale Ressourcenverbrauch vervielfacht. Wasser, Papier, Fisch und vieles mehr: Alles scheint heute einer exponentiellen Beanspruchung unterworfen zu sein. Angesichts dieser Entwicklungen sorgen sich immer mehr Menschen um die Nachhaltigkeit unseres Wirkens. Während viele über den politischen Bereich Einfluss zu nehmen versuchen, sollte die Wirkung innovativer und lösungsorientierter Unternehmen nicht unterschätzt werden.

Der exponentielle Technologiewandel – hauptsächlich durch Software getrieben – werde die Dematerialisierung unserer Lebenswelt vorantreiben, analysiert Reto Ringger, Gründer und CEO der Globalance Bank AG. Da Software immer mehr Bereiche und Industrien verschlinge, verliere ressourcenintensives Kapital in Form von Hardware laufend an Bedeutung. Die Sharing-Economy sowie neue Geschäftsmodelle würden dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch kontinuierlich abschwächen zu können. «Letztlich können wir exponentiell wachsende Herausforderungen nur mit exponentiellen Technologien und einem Umdenken in Richtung Kreislaufwirtschaft entschärfen», ist Ringger überzeugt.

Angebot für «Do-Care»-Investoren

Die Globalance Bank sieht sich als «Zukunftsbeweger» – und so heisst auch deren Anlagekonzept. Als Ringger die Bank 2011 gegründet hat, hatte er ein klares Ziel: mehr als nur Geld bewegen. Dabei spielt Transparenz eine wichtige Rolle: Seine Kunden sollen nachvollziehen können, welche Wirkung eine Anlage auf Volkswirtschaft, Gesellschaft und Umwelt entfaltet. Zudem sollten die Kunden die Möglichkeit haben, in zukunftsgerichtete Unternehmen und Anlageprodukte zu investieren.

Zum Kundenstamm der Globalance Bank gehören Family Offices, vermögende Privatanleger und Stiftungen. Einige davon sind sogenannte «Believers», sprich: Die Rendite steht nicht im Zentrum. Wichtiger ist, dem Planeten und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Die Hauptgruppe sind die «Do-Care»-Investoren: Sie wollen ein gutes Gewissen, einen nicht zu grossen ökologischen Fussabdruck – aber dennoch eine ansehnliche Rendite. Gemäss Schätzungen fällt bis zu einem Drittel der Anleger in diese Investorengruppe. Die meisten seien Kunden der UBS, Credit Suisse oder anderer herkömmlicher Banken, vermutet Ringger.

Für ihn stellt sich daher die Frage: Wie lange noch? «Wir sind der Überzeugung, dass diese Kunden bei den traditionellen Banken nicht wirklich nachhaltige Produkte und keine gute Beratung erhalten. Sie wünschen sich ein besseres Angebot im Bereich des nachhaltigen Investierens.» Die Nachfrage habe zugenommen, sagt Ringger, nicht zuletzt, weil es das Klima in den Fokus der breiten Öffentlichkeit geschafft habe. Viele Banken seien auf den Zug aufgesprungen und trimmen ihre Portfolios und Anlageprozesse auf Nachhaltigkeit.

Laut Ringger sei das jedoch bloss die halbe Miete: Die Kompetenz der Kundenberater sei ebenso wichtig. Gerade Anleger, die nachhaltige Anlageprodukte wünschen, verfügten über grosses Wissen in diesem Bereich. Wenn der Kundenberater auf Fragen keine Antworten habe – und das sei nicht selten der Fall –, fühlen sich die Kunden im Stich gelassen. Eine optimale Ausgangslage für Globalance, um aktiv zu werden.

Die Anlagephilosophie der Globalance Bank beruht auf Megatrends. Als Modewort sind die Begriffe wie Urbanisierung, Automatisierung, Digitalisierung oder Elektrifizierung allseits bekannt. Die Stärke der transformativen und disruptiven Umwälzungen wird jedoch häufig unterschätzt – entsprechend sind sie in traditionellen Portfolios oft unterrepräsentiert. «Bei Globalance leiten wir in dieser Hinsicht Übersetzungsaufgabe, indem wir unser Know-how anbieten, um die Megatrends gezielt in die Anlagestrategie zu integrieren.

Vorsicht Anlagerisiken

Bei der Konstruktion des Portfolios ist entscheidend – jeweils auf einen Megatrend bezogen – potenzielle Verlierer zu eliminieren und mögliche Gewinner zu integrieren. Über die einzelnen Megatrends gesehen, gilt es, die neuen Anlagethemen adäquat zu gewichten. Als Beispiel nennt Ringger das Thema Mobilität. Diese dürfte sich radikal verändern, wobei die Elektrifizierung wohl der stärkste Treiber sei.

In der Anlagewelt werde das noch kaum berücksichtigt, meint Ringger. Auch im MSCI World Index sei traditionelle Mobilität – repräsentiert von Daimler, Volkswagen, General Motors, oder Toyota – viel zu stark gewichtet, so Ringger: «Schaut man, wer die Umsätze bei den neuen Technologien wie Sensoren, Batterien, Software oder Sicherheitssystem macht, merkt man: sind das ganz andere Namen. Firmen wie BYD Company, MTR Corp, Valeo oder Nvidia.»

Deutsche Automobilhersteller hätten Tesla zu lange gewähren lassen. BMW oder Mercedes können bestimmt bessere Fahrzeuge bauen als das Unternehmen von Elon Musk, aber für Elektrofahrzeuge gilt das nicht: Tesla ist seiner Konkurrenz meilenweit voraus, etwa bei der so zentralen Batterietechnologie: Tesla-Akkus sind um ein Vielfachs leistungsfähiger als die der etablierten Autohersteller. Zudem würden letztere die Batterien aus Südkorea importieren, was eine Abhängigkeit schaffe. Was den Vorsprung des US-Autobauers vollends zementiert, sind die Daten, die im Kontext autonomen Fahrens immer wertvoller würden: Tesla hat Unmengen davon.

Als ob die Aussichten für traditionelle Autoproduzenten nicht schon genug schwierig wären, kommen Altlasten noch dazu: «Viele Autofirmen der alten Welt werden ihre Fabriken für Verbrennungsmotoren abschreiben müssen. Resultieren werden Verluste, die sich auf den Aktienpreis auswirken werden», resümiert Ringger. Für ihn birgt die alte Anlagewelt daher viele Anlagerisiken. Bei Privatinvestoren und Pensionskassen müsse hier ein Umdenken stattfinden. Ein Umdenken, bei dem Globalance nach Möglichkeit mithelfen möchte.


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