Juncker, Trump und gute Quartalszahlen der US-Konzerne sorgen für eine gute Börsenstimmung. Wie geht es weiter an den internationalen Finanzmärkten?
Text: Adriano B. Lucatelli*Eines der wichtigsten Ereignisse im Berichtsmonat war sicherlich das Treffen zwischen Donald Trump und Jean-Claude Juncker, dem Präsidenten der EU-Kommission. Erleichtert atmeten die Europäer auf, nachdem Juncker einen Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten vorerst abgewendet hatte. Ob die Einigkeit von Dauer ist, wird sich noch erweisen. Trumps erratische Kommunikation kann den Optimismus an den Aktienmärkten jederzeit wieder bremsen.
Dennoch bleiben wir für die Aktienmärkte positiv. So legt die US-Wirtschaft weiterhin Stärke an den Tag, mit einem Wachstum des BIP im 2. Quartal von 4,1%. Dies ist das beste Ergebnis seit dem 3. Quartal 2014. Ausserdem erweist sich die jüngste Bilanzsaison weiterhin als treibende Kraft für die Aktienmärkte. In den USA übertrafen rund 90 Prozent der S&P-500-Konzerne, die inzwischen ihre Ergebnisse offengelegt haben, die Gewinnerwartungen klar. Diese Dynamik konnte auch nicht von den negativen Überraschungen innerhalb der FANG-Aktiengruppe (Facebook, Amazon, Netflix, Google) beeinträchtigt werden. Somit wird die US-Wirtschaft noch für eine geraume Weile den globalen Konjunkturzyklus anführen und damit generell für positive Aussichten sorgen.
Die Anleihenmärkte werden weiterhin von den Währungshütern beeinflusst. Die Europäische Zentralbank wird nicht von ihrer bisherigen Zinspolitik abrücken. Hingegen wird die US-Notenbank vermutlich im September zum dritten Mal in diesem Jahr zu einer Zinserhöhung um 0,25% schreiten.
Der US-Dollar dürfte in den kommenden Wochen an eine Obergrenze stossen. Für diese Einschätzung sprechen verschiedene Tatsachen: Der Greenback ist gegenüber wichtigen Währungen wie dem Yen oder dem kanadischen Dollar bereits ungewöhnlich teuer; die starke Konsumnachfrage in den USA dürfte das Handelsdefizit weiter vergrössern und den US-Dollar schwächen; nicht zuletzt hat auch US-Präsident Trump seinen Unmut über die Dollarstärke geäussert, was die US-Valuta gegenüber den wichtigsten Handelswährungen ebenfalls schwächen dürfte.
Für die Anhänger des Goldes hat sich das Bild leider nicht verbessert. Die «Versicherungsfunktion» von Gold kommt weiterhin nicht zum Zuge, weil sich die positive Stimmung an den Aktienmärkten wenig verändert hat. Auch die gegenwärtige Zinspolitik in den USA spricht nicht für das Edelmetall. Deshalb ist weiterhin Geduld gefragt.
Erdöl dürfte in Richtung einer Stärkung tendieren. Dafür spricht zum einen die tendenzielle Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und der EU, die zu einer steigenden Ölnachfrage führen dürfte. Zum anderen teilte Saudiarabien mit, dass die Exporte im August reduziert würden. Das Wüstenland wolle nicht mehr fördern, als am Markt nachgefragt werde.
*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate.
Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.