Die globalen Aktienmärkte haben sich – teilweise kräftig – von ihren hohen Kursverlusten erholt. Doch aufgepasst: ein Bärenmarkt kann jederzeit zurückkehren, meint Adriano B. Lucatelli in seinem monatlichen Börsenkommentar.
Text: Adriano B. Lucatelli*Nachdem die Aktienmärkte in bisher nie dagewesener Geschwindigkeit abstürzten, haben sich die Aktienkurse erstaunlicherweise bereits wieder um bis zu 30 Prozent erholt – und dies, obwohl sich an der wirtschaftlichen Situation kaum etwas geändert hat. Viele Industrien sind noch immer im Lockdown, und es wird noch Monate dauern, bis wir zur Normalität zurückkehren können. Auf eine rasche Genesung können wir deshalb kaum hoffen.
Bei der Einschätzung der künftigen Entwicklung an den Börsen müssen wir mit einbeziehen, dass die gegenwärtige Erholung sehr schnell erfolgte und kaum nachhaltig war – und dass es deshalb zu einer weiteren Kurskorrektur an den Aktienmärkten kommen dürfte. Ein Einstieg auf dem gegenwärtigen Niveau erscheint uns darum als nicht empfehlenswert.
Erstklassige Staatsanleihen bleiben angesichts der stürmischen See durchaus interessant. Als sicherer Hafen bieten sie den Anlegern eine gute Absicherung gegen turbulente Märkte. Vorsicht ist bei Obligationen mit schlechtem Rating geboten. Die Corona-Krise wird vor allem bei Firmen mit niedriger Bonität zu Ausfällen führen.
Der US-Dollar profitiert weiterhin von seiner Rolle als Krisenwährung. Mittelfristig dürfte der Greenback aber infolge des «Twin Deficit» (Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite) und der niedrigen Zinsen wieder schwächer notieren.
Rekordzuflüsse in Gold-ETF
Gold gilt als valable Alternative, und die Investitionen ins Edelmetall steigen denn während der Corona-Krise auch ständig an. Gemäss World Gold Council erlebten goldbesicherte ETF in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 einen Kapitalzufluss von 23 Milliarden US-Dollar. Das ist das grösste Quartalswachstum in der Geschichte börsengehandelter Gold-ETF. Der gegenwärtige positive Trend dürfte trotz der momentanen Stärke der US-Valuta anhalten.
Weltweit wird zu viel Rohöl gefördert. Die im Berichtsmonat von den Erdöl exportierenden Ländern (Opec+) beschlossene Reduktion der Fördermenge um 10 Millionen Barrel pro Tag dürfte nur geringe Auswirkungen haben. Mit der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft in den kommenden Wochen wird sich die Situation am Ölmarkt aber wieder entspannen.
*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Mitgründer und Geschäftsführer von Descartes Finance und Descartes Vorsorge, den führenden Schweizer digitalen Finanzdienstleistern. Zudem ist er Verwaltungsrat von Merlini Finance AG.
Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.