2018 war an den Aktienmärkten ein Höllenritt. Allerlei Gründe mussten für eines der schlechtesten Börsenjahre überhaupt herhalten. Doch der grösste Sündenbock waren die Zinsen. Glauben die Märkte wirklich an ein Wunder?
«Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird», schrieb der deutsche Schriftsteller Hans Krailsheimer im vorigen Jahrhundert. Mit Blick auf das katastrophale Börsenjahr 2018 und die anhaltende Orientierungslosigkeit der Märkte kann man nur zustimmen: «Wie recht er doch hatte!»
Natürlich will man nach solch einer Korrektur an den Märkten einen Schuldigen ausmachen. Doch dies hat sich bereits im Oktober-Crash als schwierig erwiesen: Italien, China oder Brexit? Für Investoren gab es nur unbefriedigende Antworten – Halbwahrheiten eben.
Das Tappen in die Psychofallen lässt sich unter solchen Umständen nur schwer vermeiden: Herdentrieb und Informationsbias sorgten jedenfalls für – angesichts der Halbwahrheiten – übertriebene Marktschwankungen.
Doch der Höhepunkt kam erst an Heiligabend: Die US-Börsen erlitten einen der grössten Tagesverluste der Geschichte. Nun musste ein anderer Sündenbock her: die Zinsen. Oder vielmehr das Schreckgespenst der steigenden Zinsen. Investoren fürchten es am meisten, denn steigen die Zinsen genug hoch, muss keiner mehr das Risiko eingehen und in Aktien investieren.
Wir sind der Meinung: Das wird auch in ferner Zukunft nicht geschehen. Das Schreckgespenst bleibt, was es ist und wird nicht Realität. Ein weiterer steiler Zinsanstieg folgt nur, wenn die Konjunktur zu überhitzen droht. Davon sind wir, mit Verlaub, noch sehr weit entfernt. Doch hier kommt der Informationsbias ins Spiel: Die Medien überschlagen sich mit Spekulationen über steigende Zinsen oder eine Abkühlung der globalen Konjunktur oder beides. Also zurück zu Hans Krailsheimer: Woran sollen wir denn nun glauben?
Wenn es um Marktinformationen und das Investieren von Kundengeldern geht, glauben wir bei AGFIF International jedenfalls nicht an Halbwahrheiten. Wir glauben schon gar nicht an ein Wunder. Und ein Wunder wäre es, wenn in den USA und in Europa die Zinskurve nun rasch steil ansteigen würde.
Was ist mit der Schweiz? Die Nationalbank hat sich im Prinzip selber Handschellen angelegt. Sie kann weder den Franken stärken noch einen Exportrückrang verantworten oder den Druck auf den Immobilienmarkt erhöhen. Sie wird die Zinsen also noch länger im Minus halten.
Was folgt daraus: Wer an Wunder glaubt, kann auf einen Zinsanstieg wetten. Wir sind davon überzeugt, dass Anleger mit Staatsanleihen weiterhin Geld verbrennen. Solide Unternehmen hingegen weisen Dividendenrenditen von 4 bis zu 7 Prozent auf! Es ist keine Halbwahrheit, dass Aktien mittel- und langfristig die besten Renditen liefern. In diesem Zinsumfeld ist die Wahrheit die: Aktien sind und bleiben noch lange alternativlos.
Mojmir Hlinka ist Direktor bei AGFIF International AG.