Die ETF-Branche gibt sich schon lange nicht mehr mit der simplenIndexnachbildung zufrieden. Innovationen wie Diamanten-ETF bahnen sich den Weg in den Markt.
Text: Barbara KalhammerWeltweit können Anleger aus einer schier unendlichen Vielfalt von über 3000 Produkten auswählen. Den Möglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt: Die abgebildeten Regionen werden immer exotischer und die Branchen immer spezieller. Besonders ausgeprägt ist der Produktewildwuchs in den USA. So wurde kürzlich bekannt, dass IndexIQ bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC einen Antrag auf die Zulassung eines Diamanten-ETF eingreicht hat. Bislang gibt es Rohstoff-ETF, die mit Gold, Silber, Platin oder Palladium hinterlegt und besichert sind.
Der ETF-Anbieter mit Sitz in New York könnte mit dem IQ Physical Diamond Trust nun eine absolute Neuheit auf den Markt bringen. Denn der ETF soll als physische Besicherung Diamanten von Edelsteinqualität mit einem Gewicht von einem Karat enthalten, die dem Branchenstandard entsprechen und leicht gehandelt werden können. Die Diamanten müssen einem Investment Grade gerecht werden und zertifiziert sein. Die Lagerung soll in Antwerpen stattfinden, wo sich die grösste Diamantenbörse der Welt befindet. Der Start des ETF steht jedoch unter einem schlechten Stern, denn es ist nicht klar, ob für Diamanten ein standardisierter Handelspreis ermittelt werden kann.
Menschenrechtsindex
Mit einer Neuheit wartet auch iShares auf. Der ETF-Anbieter hat einen Antrag auf Zulassung eines ETF auf einen Menschrechtsindex eingereicht. Die Anlagestrategie des iShares Human Rights Index Fund berücksichtigt die Menschenrechtssituation von Staaten und Unternehmen. Dazu zählen Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlungen, Sklaverei und Folter. Unterhält ein Unternehmen wirtschaftliche Beziehungen mit Ländern, die durch solche Verstösse auffallen, wird es aus dem Index ausgeschlossen. Der Human Rights Custom Index umfasst mehr als 8900 Aktien aus 42 Ländern. Die Auswahl erfolgt aus den 45 Ländern des MSCI All-Country World Index. Ausgeschlossen sind nur Burma, der Sudan und der Iran. Vertreten sind Länder wie die Schweiz, Österreich, Deutschland, die Niederlande, aber auch Malaysia, Mexiko und die Türkei.
Zweifelhaft ist, warum Staaten wie China, Ägypten und Russland nicht ausgeschlossen wurden. Menschenrechtsaktivisten bemängeln zudem die Auswahl der Unternehmen, denn auch grosse multinationale Konzerne wie Google und Apple werden in dem Barometer berücksichtigt. Ob damit das Ziel eines nachhaltigen oder sozialverantwortlichen Investments erreicht wird, ist fraglich. Völlig zweckentfremdet könnten ETF schon bald in Indien werden. Die Regierung denkt darüber nach, einen ETF auszulegen, um Teile von Unternehmen in staatlicher Hand zu verkaufen. Prinzipiell sind Innovationen zu begrüssen. Problematisch wird es in diesem Fall aber für die Anleger. Für sie wird es zusehends schwieriger, die Produkte zu verstehen und aus dem breiten Angebot den passenden ETF auszuwählen.