Der Krypto-ETP-Pionier 21Shares knackte im Februar 2021 die 1-Milliarden-Dollar-Marke bei den verwalteten Vermögen. Das Unternehmen hat 2018 für Aufsehen gesorgt, als es weltweit das erste börsengehandelte Indexprodukte auf Krypto-Anlagen an die Schweizer Börse SIX gebracht hat.
Text: Rino Borini
Hany Rashwan, Sie sind Serienunternehmer im Tech-Sektor, nun bauen Sie mit 21Shares einen Asset Manager auf. Wie kommt es dazu?
Hany Raswhan Der bekannte US-Risikokapitalgeber Marc Andreessen hat 2011 den Ausdruck «Software is eating the world» geprägt und ihn zum Motto seiner gleichnamigen Venture-Capital-Firma gemacht. Letztlich wird jedes einzelne Unternehmen in jeder Branche entweder ein modernes Tech-Unternehmen werden – oder früher oder später untergehen. In der Finanzbranche wird das nicht anders ein. Hier setzen wir mit 21Shares an: Wir wollen unseren Kunden mit Hilfe von moderner Technologie schnellere, bessere und günstigere Produkte und Dienstleistungen bieten. Die Investition in Kryptowährungen soll so einfach werden wie der Kauf von Aktien.
Sina Meier, Sie kommen aus der traditionellen Finanzwelt. Jetzt haben Sie die Seite gewechselt und engagieren sich in der jungen Kryptobranche. Warum?
Sina Meier Zu Beginn war ich gegenüber der Kryptowelt sehr skeptisch. Aber als ich mich vertiefter mit dem Thema auseinandersetzte, erkannte ich das Potenzial und Dynamik von diesem Markt. Das war für mich die Motivation für einen Wechsel.
Warum setzt 21Shares auf ETP und nicht ETF?
Sina Meier Die Diversifizierungsanforderungen für ETF nach europäischer Fonds-Regulierung (Ucits) verunmöglichen es, einzelne Kryptowährungen in eine ETF-Hülle zu verpacken. Deswegen haben wir die ETP-Struktur gewählt.
Was sind die wichtigen Unterschiede zu ETF?
Sina Meier ETP zählen nicht zum Sondervermögen. Um dem entgegenzusetzen, sind unsere ETP vollständig mit den zugrundeliegenden Krypto-Assets besichert. Das investierte Vermögen ist also physisch in den Basiswerten hinterlegt. Aber auch viele andere ETF-Merkmale treffen auf unsere ETP zu, etwa die Prospektpflicht, den Handel an einer regulierten Börse oder die tägliche Liquidität, die von Market Makern zur Verfügung gestellt wird. Und letztlich ist bei ETP auch die möglichst präzise Abbildung der Rendite des Basiswertes ein zentraler Punkt.
Der jüngste Zuwachs ist ein ETP auf Polkadot. Welche Bedingungen muss ein Coin erfüllen, damit sie einen ETP einführen können?
Hany Raswhan Es gibt eine ganze Reihe von Kriterien, die erfüllt sein müssen. Wir achten beispielsweise darauf, was für ein Projekt und welches Team hinter dem Coin stehen und beurteilen auch die mögliche Innovationskraft. Ebenso stellen wir hohe Anforderungen an die Liquidität des Token und untersuchen, wie er regulatorisch behandelt wird. Polkadot ist eine junge Kryptowährung, aber bereits der sechstgrösste Token. Daher haben wir rasch auf die Investorenbedürfnisse reagiert und ein entsprechendes Produkt an die Börse gebracht: Innerhalb von zwei Wochen nach Lancierung konnten wir über 25 Millionen Dollar einsammeln.
«Nicht deine Schlüssel, nicht deine Coins» ist ein bekanntes Zitat in der Kryptowelt. Wie verwahren Sie die Privatschlüssel der einzelnen Kryptowährungen?
Hany Raswhan Wir setzen auf einen professionellen Kryptoverwahrer, der reguliert ist. Damit profitiert der Investor von einer unabhängigen und gleichzeitig sehr sicheren Verwahrungsstelle.
Warum soll ich indirekt via Finanzprodukt in Krypto-Assets investieren und sie nicht direkt halten?
Sina Meier Wir sind nicht gegen das direkte Halten von Kryptowährungen, es hat Platz für beides. Das weltweit investierte Vermögen in Kryptoprodukten beträgt derzeit etwa 2,5 Prozent des gesamten Kryptomarktes. Ein direktes Investment ist nicht für jeden Investor das richtige Vorgehen, deswegen setzen viele professionelle Anleger wie auch Privatanleger auf eine ETP-Struktur. Sie wollen sich schlicht nicht mit der Verwahrung und Sicherung der Private Keys befassen, das ist sehr komplex. Deswegen ist für diese Anleger ein reguliertes Finanzprodukt, das börsentägliche Liquidität bietet, der bessere Weg.
Aus der traditionellen Finanzwelt gibt es nach wie Widerstand gegen Krypto-Assets. Wie kontern Sie?
Hany Raswhan Die Performancezahlen sprechen eine klare Sprache: Seit Anfang Januar 2020 ist der Bitcoinpreis um fast 600 Prozent gestiegen, während der S&P 500 rund 16 Prozent zugelegt hat. Die Krypto-Bewegung ist real und inzwischen haben sich bekannte Köpfe und Firmen sich zu Krypto-Assets verpflichtet. Der erfolgreiche Hedgefund-Manager Paul Tudor Jones oder börsenkotierte Firmen wie Microstrategy, Square oder Tesla sind bekennende Krypto-Investoren. Nicht vergessen dürfen wir die renommierten Stiftungen von Yale und Harvard, sie sind von Bitcoin & Co. überzeugt – und das sind definitiv keine Amateure. Viele kritische Stimmen werden abflachen, wie es schon in den letzten Jahren der Fall war. Krypto-Assets sind eine langfristige Investition, dafür werden wir den Beweis antreten. Ein Zwischenziel haben wir bereits erreicht: Wir verwalten nach etwas mehr als zwei Jahren über eine Milliarde Vermögen. Dennoch stehen wir erst am Anfang einer spannenden Reise.
*Hany Rashwan ist Mitgründer und CEO von 21Shares. Sina Meier ist als Managing Director und Head Switzerland für alle Aktivitäten in der Schweiz verantwortlich.
