ETF-Experten liefern in einer neunteiligen Serie wertvolle Tipps & Tricks im Umgang mit börsengehandelten Indexfonds. Im achten Teil geht es um den Börsenhandel. Danielle Reischuk schreibt über die Vorteile einer Börsenkotierung.
Text: *Danielle Reischuk, Senior ETF & ETPs Sales Manager, Securites & Exchanges, SIXDer aktienähnliche Charakter und die jederzeit verfügbare Liquidität sind die grössten Vorteile der ETF. Während die Erhebung des Nettoinventarwerts (NAV) bei traditionellen Anlagefonds nur einmal täglich erfolgt, wird der sogenannte indikative Nettoinventarwert (iNAV) von ETF während der Börsenhandelszeiten kontinuierlich berechnet. Dabei handelt es sich nicht um eine statische Kennzahl. Durch Angebot und Nachfrage sowie aktuelle Marktbewegungen bedingt, schwankt der iNAV dauernd.
Berechnet wird er durch Addition der Kurse der Einzelpositionen im Fondportfolio und der Barmittel, dividiert durch Anzahl der Anteilsscheine. Der iNAV dient zur Echtzeit-Bewertung des Fondvermögens und als Referenzwert für Kauf- und Verkaufspreise. So hat das hinter dem ETF stehende Wertschriftenbündel stets einen aktuellen Preis, zu dem es an der Börse handelbar ist.
Die Zulassung der Schweizer Börse verlangt für jeden ETF mindestens einen Market Maker, der sich verpflichtet, während des Handels kontinuierlich Geld- und Briefkurse für einen Mindestbetrag zu offerieren. Zudem dürfen die Kursspannen einen vordefinierten Wert nicht überschreiten, wobei die Vorschriften je nach Basiswert variieren. Je mehr Market Maker für einen bestimmten ETF Preise stellen, desto grösser der Wettbewerb und kleiner der Spread – und der wiederum kommt den Anlegern zugute.
Implizite Kosten beachten
Bei einem ETF auf den Schweizer Leitindex SMI beispielsweise agieren acht Market Maker als Preissteller, der Spread beträgt 0,06 Prozent. Ein Bruchteil der 1,3 Prozent, die es noch vor zehn Jahren waren. Ein Spread von 0,06 Prozent heisst konkret: Kauf- und Verkaufskurs liegen je 0,03 Prozent über beziehungsweise unter dem Nettoinventarwert iNAV.
Kostenlose ETF-Seminare Die Branchenvereinigung «ETF-KnowHow» hat das Ziel, mit Wissensoffensiven dem Investor die Vorteile von ETF & Indexfonds zu vermitteln. Ob als Einstieg für ETF-Neulinge oder als Wissenserweiterung für erfahrenere Anleger: die kostenlose Veranstaltungsreihe «ETFKnowHow» vermittelt das nötige Rüstzeug. Der Veranstaltungskalender ist auf der Website der SIX aufgeführt.
Die Börse ist bestrebt, immer mehr Market Makers zur Preisstellung zu verpflichten, um Investoren enge Spreads und grosse Handelsvolumina anzubieten. Gegenwärtig arbeitet die Schweizer Börse mit 18 Market Makern zusammen. Sie haben sich vertraglich verpflichtet, auch dann An-und Verkaufspreise zu stellen, wenn es an den Börsen stürmisch zugeht. Denn explizit dann dürfen die Liquiditätsströme nicht versiegen – und Anleger bevorzugen nun mal ETF mit engen Handelsspreads und guter Liquidität.
Tageszeit, Tageszeit, Tageszeit
Die Eröffnungs- und Schlussphase eines Handelstags unterliegen potenziell einer erhöhten Volatilität. Idealerweise erfolgt der Handel eines ETF zu einer Tageszeit, zu der auch der zugrundeliegende Markt offen ist, damit die iNAV-Berechnung auf aktuellen Preisen basiert. Aufträge auf amerikanische Indizes sollten deshalb nach Börsenöffnung des amerikanischen Markts, also am späteren Nachmittag platziert werden.
ETF auf asiatische Indizes entsprechend am frühen Morgen. Bei börsengehandelten Indexfonds auf Indizes, die mehrere Ländern mit unterschiedlichen Zeitzonen abdecken, nimmt der Market Maker Kursschätzungen vor. Somit ist das betreffende Produkt jederzeit über die Schweizer Börse handelbar.
Als Faustregel für den Börsenhandel empfiehlt sich eine Limit Order, bei der die sofortige Ausführung nicht oberste Priorität geniesst. Gekauft werden die Anteile erst, wenn der Titel den Preis erreicht, den der Anleger erreichen will. Mit einer Limit Order schützen sich Investoren davor, mehr für Wertpapiere zu bezahlen – beziehungsweise sie günstiger zu verkaufen –, als sie möchten.
SIX zeigt auf der Webseite die durchschnittlichen ETF Spreads über die letzten zwanzig Handelstage an und bietet damit wertvolle Informationen dazu, wann die Handelskosten eines ETF besonders günstig waren. Investoren können – und sollten – diese Information in zukünftige Anlageentscheidungen einfliessen lassen.
*Danielle Reischuk, Senior ETF & ETPs Sales Manager, Securites & Exchanges, SIX
Wissensserie «ETF-KnowHow»
Teil 1: Wie wähle ich den richtigen ETF?
Teil 2: Wie funktionieren Short- und Leverage-ETF?
Teil 3: Mit Faktor-ETF das Rendite-/Risiko-Profil optimieren
Teil 4: Wie die Liquidität bei ETF funktioniert
Teil 5: Portfolio-Allokation von ETF
Teil 6: Verantwortungsvolles Anlegen mit ETF
Teil 7: Die richtige Auftragserteilung ist zentral
Teil 8: Worauf beim ETF-Kauf zu achten ist
Teil 9: Steuern beeinflussen die Rendite von ETF und Indexfonds