Viele Fonds orientieren sich zu stark an ihren Vergleichsindizes – hier sind Anleger mit ETF besser beraten. Nur aktive Fondsmanager mit einer klaren Marktmeinung sind ihr Geld wirklich wert
Text: Barbara KalhammerDie Wahl zwischen aktiven Fonds und passiven Anlageprodukten ist zu einer Art Glaubensfrage verkommen. Dies besonders vor dem Hintergrund zahlreicher Studien, die den Fondsmanagern schlechte Zeugnisse ausstellen. Auch die Untersuchung von S&P Dow Jones Indizes unterstreicht diesen Sachverhalt: Gemäss der Europe S&P Indices Versus Active Funds Scorecard schafften es neun von zehn weltweit ausgerichteten Aktienfonds nicht, den Vergleichsindex S&P Global 1200 zu schlagen.
Eine aktuelle Auswertung des Analysehauses Morningstar zeigte zudem, dass viele Fondsmanager ihre Portfolios in den letzten Monaten stark nach der Zusammensetzung grosser Aktienbarometer wie dem MSCI Europe ausgerichtet haben. Hier fragt sich der Anleger zu Recht, warum er überhaupt zu teuren Fonds greifen soll, wo er doch mit einem ETF für weniger Geld dem Markt folgen kann. Der sogenannte «Active Share», der angibt, wie stark die Zusammensetzung des Portfolios von jenem eines bestimmten Börsenindex abweicht, wurde somit sträflich vernachlässig. Liegt der Wert bei null, bildet der Fonds das Barometer 1:1 ab.
Ein hoher Active Share macht besonders bei Indizes mit Klumpenrisiken wie dem MSCI Emerging Markets Sinn. Gemäss Morningstar sind in diesem Barometer asiatische Staaten mit rund 70 Prozent sehr stark gewichtet, weswegen er in den letzten drei Jahren nur eine durchschnittliche Performance lieferte. Insgesamt können Fondsmanager bei Schwellenländen, Nischenmärkten aber auch im Obligationenbereich ihre Stärken besonders gut ausspielen. Zudem haben sie die Chance, in Zeiten starker Ausschläge grosse Schäden zu verhindern.
Bei einem hohen Active Share besteht allerdings das Risiko, auf die falsche Karte zu setzen. Dies bestätigt Nick Price, Fondsmanager von Fidelity, im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin PUNKT: «Vom Standard abweichende Anlagestrategien beinhalten das Risiko, über eine gewisse Zeit auf der falschen Seite der Performancekurve zu liegen. Viele fürchten daher um die Erfolgsbilanz ihrer Karriere, auch wenn sich die sogenannten ‹Benchmark Huggers› einen Bärendienst erweisen, denn schliesslich bezahlt der Kunde mit der Verwaltungsgebühr genau dafür, dass der Fondsmanager eine klare Meinung vertritt.»
Für Anleger heisst es bei der Selektion, nicht mehr nur auf die Rendite zu achten, sondern vor allem auf einen hohen Activ Share. Ansonsten greifen sie lieber gleich zu einem ETF.