Aktive und passive Anlagen stehen in keiner Konkurrenz zueinander, vielmehr sind sie aufeinander angewiesen.
Im letzten Beitrag hat Prof. Heri deutlich gemacht, dass aktive und passive Anlagen nicht in Konkurrenz zueinander stehen sollten. Stattdessen sind sie sogar aufeinander angewiesen. Die Hauptaufgabe des aktiven Managements ist es, Unternehmen, Märkte und Volkswirtschaften zu analysieren, um überlegene Kursprognosen abzuleiten und daraus eine Überrendite im Vergleich zur Benchmark zu erzielen.
Aktive Manager nehmen somit eine wichtige Informations- und Allokationsfunktion am Kapitalmarkt wahr. Sie leiten Kapital in jene Unternehmen, die aussichtsreiche Renditen versprechen. Mit diesem Kapitel können die Gesellschaften ihr Markt- und Wachstumspotenzial erschliessen. Es liegt in der Natur des marktwirtschaftlichen Handelns, dass nicht alle diese Unternehmen erfolgreich sind. P assive Manager verfolgen das Ziel, einen Index genau und kostengünstig zu replizieren. Dies ist möglich, da einerseits die Managementvergütungen aufgrund der nicht erforderlichen Informationssuche weitaus geringer sind. Andererseits ermöglichen moderne Handelstechnologien eine effiziente Replikation vieler Indizes.
Passives Management kommt also nicht ohne Benchmarks aus. Dies sind klassische, mit den Marktwerten gewichtete Indizes. Diese wiederum sind das Ergebnis aktiver Anlageentscheidungen. Denn die Index-Unternehmen konnten erst durch das von aktiven Managern zur Verfügung gestellte Kapital ihre Reife und Grösse erreichen. Da passive Manager ihr Kapital in aktiv «vorselektierte» Wertpapiere investieren, sind sie somit indirekt selbst aktive Anleger. Ohne aktive Manager hätten passive Manager kein Betätigungsfeld.
In den letzten Jahren sind zudem neue Benchmarks wie beispielsweise Value-Indizes hinzugekommen, die bei der Konstruktion Erkenntnisse der Kapitalmarktforschung berücksichtigen. Bei ihrer Konstruktion ist es offensichtlich, dass aktive Anlageüberlegungen eine Rolle spielen. Passive Manager sind für aktive Manager ein wichtiges Regulativ. Ohne passive Manager gäbe es zu hohe Kosten und zu viele nicht erfolgreiche aktive Manager, die ihre Benchmark dauerhaft nicht schlagen können. Nur durch dieses fortlaufende Regulativ können aktive Manager erfolgsversprechende Anlagemöglichkeiten zu vernünftigen Kosten anbieten.
Diese Überlegungen legen nahe, dass aktive und passive Fonds im Durchschnitt eine vergleichbare Performance erzielen. So kommt S&P beispielsweise zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche wertgewichtete, jährliche Überrendite aller untersuchten Publikumsfonds mit Benchmark S&P 500 für den Zeitraum 2008 bis 2013 -0,21 Prozent beträgt. Diese Unterrendite unterscheidet sich statistisch nicht von Null.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass bei Publikumsfonds ein Teil der Managementgebühr als Vertriebsprovision gezahlt wird, also nicht der Erwirtschaftung der Rendite dient. Dieser Teil der Managementgebühr – bei Aktienfonds oft mehr als 0,5 Prozent p.a. – müsste folglich aus dem Performancevergleich herausgerechnet werden, um nicht «Äpfel mit Birnen» zu vergleichen.
Aktives und passives Management sind aufeinander angewiesen, sie sind wie zwei Seiten einer Medaille. Für die Anleger folgt aus diesen Überlegungen, dass im Durchschnitt jede passive Anlage von einer aktiven Anlage (und umgekehrt) begleitet werden sollte. Auch aus Diversifikationsgründen sollten beide Managementstile ihren Platz in den Portfolien finden.